Was ist eigentlich Farbfeldmalerei?
Farbfeldmalerei bezeichnet einen abstrakten Kunststil, der vorwiegend in den 1950er und 1960er Jahren an Popularität gewinnen konnte.
Der Fokus liegt dabei einerseits auf der Ausdruckskraft der reinen ungemischten Farben und andererseits auf deren bildkompositorischen Anordnung. Typisch dafür sind beispielsweise die aus drei Farbfeldern bestehenden Werke von Mark Rothko.
Die Motive der Farbfeldmalerei werden gekennzeichnet durch großflächig aufgetragene, kontrastierende Farbfelder ohne scharfe Konturen, die manchmal sogar in die benachbarten Farbfelder verlaufen. Wenn man länger vor solchen Bildern steht, wird beim Betrachten eine fast hypnotische Wirkung ausgelöst. Die Farben scheinen uns regelrecht aufzusaugen.
Eine der Schlüsselfiguren der Farbfeldmalerei, vor allem da er maßgeblich für die Definition des Begriffs verantwortlich war, war Clement Greenberg. Als weitere
prägende Künstler der sind beispielsweise Helen Frankenthaler, Yves Klein, Barnett Newman und Mark Rothko zu nennen. Mit ihren oft einfarbigen Bildern
erlebten sie in Ausstellungen nicht selten Hohn und Gelächter. Newmans "Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau" wurde beispielsweise mehrfach das Ziel von
Zerstörungsversuchen, die Aussteller in Berlin erhielten sogar Morddrohungen.
Dass diese Kunstform vom handwerklichen Standpunkt betrachtet alles andere als simpel ist kann jeder selbst zuhause ausprobiern: Malt doch einfach mal ein typisches Werk von Rothko nach. Ich möchte wetten, dass es kaum jemanden gelingen wird, dieses ganz besondere Vibrieren der Farben wie Rothko auf die Leinwand zu bringen. Was viele Laien-Kritiker nämlich übersehen: Die meisten Künstler dieser Stilrichtung hatten eine klassische Ausbildung genossen und verfügten daher über ein immenses Wissen über Farben und ihre Wirkung. Ein Wissen, dass Hobbymalern in der Regel abgeht.
Eine Technik, die die Künstler damit häufig einsetzten, war das so genannte "stain soaking". Dafür wurde die rohe, nicht grundierte Leinwand verwendet und direkt
mit Pigmentmischungen bestrichen. Die Farben werden dabei von der Leinwand wie von einem Schwamm aufgesaugt - daher auch der Name. Wenn ihr euch selbst einmal in dieser Technik probieren möchtet,
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Schlussendlich wird und wurde die Farbfeldmalerei aus dem gleichen Grund wie viele andere abstrakte Stilrichtungen kontrovers diskutiert: Die Stilrichtung hat sich selbst aus heutiger Sicht zu ernst genommen und dabei einen dogmatischen Selbstanspruch erhoben. Unterstützt wurde das in noch nie dagewesener Weise von Kunstkritikern, die (meiner Meinung nach) recht abehobene philosophische Texte verfassten, die einem "normalen" Menschen nur schwer zugänglich waren. Der amerikanische Kunstkritiker Walker brachte es 1975 treffend auf den Punkt: "Je einfacher die Bilder wurden, um so komplizierter wurden die Theorien, bis sich schließlich die Arbeiten nur noch wie Illustrationen zu den Theorien eines Kritikers ausnahmen."
Kunst, die dem "normalen" Menschen ohne Erklärung nicht mehr zugänglich ist, ist eben schwer verdaulich. Sie bringt enthusiatische Verfechter hervor aber ebenso
extreme Ablehnung. Was den Diskurs mit dieser Kunstrichtung schwierig machte war eben der damit verbundene elitäre Anspruch. Egal ob Kunst, Politik oder Literatur - wer so vom Elfenbeinturm
auf andere herabschaut darf sich nicht wundern, wenn er Gegenwind erhält. Das ist im Übrigen meine persönliche Meinung.
Jedenfalls möchte ich euch empfehlen, sich einmal das Original einer wirklich guten Farbfeldmalerei anzuschauen und vorurteilslos auf sich wirken zu lassen. Ich
bin mir fast sicher, dass die meisten von euch von der hypnotischen Wirkung dieser Motive in den Bann gezogen werden. Und damit dürfte auch die Frage "Ist das überhaupt noch Kunst?" beantwortet
sein - ganz ohne kunsttheoretische Abhandlungen!