Sobald die Vorzeichnung nicht mehr ohne Weiteres möglich war (komplexe Perspektive, gewölbte Decken), haben die alten Künstler ein so genanntes Quadratnetz genutzt. Im Prinzip ist das nichts anderes als der Motivsucher, der einigen meiner Bücher beiliegt: Ein Raster aus senkrechten und waagerechten Linien erlaubt es, Bilder oder Objetkte abzuzeichnen und maßstabsgetreu zu vergrößern.
Namhafte Künstler wie Vermeer setzten für diesen Zweck auch Spiegel oder Prismen ein, um vor allem bei den schwierigen Portraits Augen, Nase und Mund in ihren Proportionen richtig zu verorten. David Hockney hat diese Techniken in den Jahren 1999/2000 wiederentdeckt und mit einer Camera obscura bemerkenswert realistische Skizzen angefertigt. Das ist nichts anderes als eine schwarze Kiste mit einer kleinen Öffnung, durch die das Licht des zu zeichnenden Objekts auf die Rückseite der Box fällt. Der Künstler muss nur die Umrisse nachzeichnen und hat eine perfekte Vorskizze.
Abpausen ist also völlig in Ordnung in der Kunst, wie so Vieles über das die sogenannten Kenner die Nase rümpfen. Mein Tipp: Lasst euch nicht irritieren und nutzt diejenigen Techniken, mit denen ihr euch wohlfühlt!
Fotoquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Quadratnetz_2.jpg
Camera obscura und Spiegel zur Vorzeichnung
Fotoquelle: https://www.wikiwand.com/de/Camera_obscura#Media/Datei:Camera_Obscura_box18thCentury.jpg